Ich bin wütend. Gerade las ich den Hilferuf einer verzweifelten Mutter, deren 11-jährige
Tochter, die gerade auf Besuch beim getrenntlebenden Vater weilte, nicht mehr zu ihr zurückkommen und ab jetzt beim Vater leben wolle. Sie ist seitdem nicht mehr zurückgekehrt. Jeglichen Annäherungsversuch der Mutter wehrt sie ab. Die Mutter, die ihre Tochter liebt und bisher ein gutes Verhältnis zu ihr hatte, macht sich große Sorgen und sie versteht die Welt nicht mehr. Sie hatte schon einiges hinter sich an Verfahren und Gerichtsverhandlungen. Sie kämpft für den Kontakt zu ihrer Tochter und alles was sie zu hören bekommt ist, sie solle dies doch akzeptieren, es sei zum „Wohle des Kindes“. Das alles wird zusammengefasst unter dem Begriff „Eltern-Kind-Entfremdung“. (PAS - Marion Krause)
Zum Thema PAS findet ihr ebenfalls in Folge 11 meines Podcasts "Freude & Sein" weitere Informationen
Ich wurde schlagartig zurückkatapultiert in meine eigene Geschichte, die bereits mehr als zwei Jahrzehnte zurückliegt. Obwohl sich zum Thema „Eltern-Kind-Entfremdung“ in den letzten Jahren sehr viel getan hat, was die Aufklärung zu diesem emotionalen und sensiblen Thema in der Öffentlichkeit betrifft und es mittlerweile viele Studien und Gutachten zu den schädlichen Auswirkungen von EKE gibt, sowie Statements von Behörden, Organisationen und Familienrichtern und dergleichen, scheint sich in meinen Augen in wesentlichen Punkten nicht viel verändert zu haben.
Ich erlebte damals ähnliches wie die Mutter mit ihrer Tochter. Die Gefühle, die ich dabei erlebte, glichen einer Achterbahnfahrt von Sorge, Verzweiflung, Angst, Wut und Ohnmacht.
Alles was ich damals wollte nach der Trennung, war, meinem Kind einen leichten und sorglosen Umgang mit seinem Vater und seiner Mutter zu ermöglichen. Ich hoffte, dass mein Exmann und ich uns auf der Elternebene, zum „Wohle des Kindes“, einigen würden. Auf keinen Fall sollte mein Sohn darunter leiden müssen, er hat schließlich das Recht, beide Eltern lieben und haben zu dürfen. Was dann jedoch auf mich und meinen Sohn zurollte, sprengte meinen damals noch recht naiven Glauben an das Wohlwollen und die Gutherzigkeit der Menschen.
"Zum Wohle des Kindes" - Wirklich?
Der Satz der von Richtern, Gutachtern, Elternteilen, Ämtern etc. so oft „missbraucht“ wird, klingt in mir nach, er erhebt sich zu einer dunklen bedrohlichen Wolke, die alles verschlingt, was vorher selbstverständlich war. Alles Schöne, Liebevolle, Innige und Vertraute schrumpft zu einem Bilderrahmen der Vergangenheit.
Von heute auf morgen bricht etwas weg, womit wir uns zutiefst verbunden fühlten und wir merken plötzlich, dass dieses Selbstverständliche nicht mehr selbstverständlich ist. Wir spüren, dass wir keine Kontrolle mehr haben und dass plötzlich Andere, Fremde bestimmen, wie man sein geliebtes Kind zu lieben und wie und wo man Zeit miteinander zu verbringen hat.
Wir bangen plötzlich darum, ob unser Sohn oder unsere Tochter zum nächsten
Umgangswochenende oder Treffen kommen wird, oder ob einem wieder irgendwelche fadenscheinigen Gründe, daher gekritzelt auf Papier oder einer schnell geschriebenen Whats-App-Nachricht um die Ohren fliegen.
Was treibt Behörden, Gutachter*innen, Entfremder*innen dazu, Kinder von ihren Eltern zu trennen (außer es liegt etwas Gravierendes vor) und das alles im Namen zum „Wohle des Kindes“?
Es müsste wohl eher heißen „Auf dem Rücken des Kindes“.
Ist es ihr eigener unverarbeiteter Schmerz? Ihr eigener Mangel an Liebe, Wertschätzung, Mitgefühl und Verständnis, ihr unbewusstes Gefühl des Getrenntseins von sich selbst, dass sie jetzt auf die Kinder projizieren?
Wie viele Menschen gibt es auf unserem Planeten, die nie erfahren haben was Liebe bedeutet? Wie viele Menschen sind als Kinder in einem Elternhaus aufgewachsen, wo Gehorsam, Anstand und Leistung, das Maß aller Dinge waren? Wo Zärtlichkeit, Individualität und Gefühle zeigen dürfen, verpönt waren und als Schwäche dargestellt wurden?
Das alles hat unser erwachsenes Herz taub gemacht, es hat sich als „veraltete Software“, in unsere Zellen eingraviert, es läuft weiterhin als automatisches Programm in uns weiter und wir glauben, dass das Leben so funktioniert.
Ich selbst dachte das damals auch. Ich wusste nicht, dass ich eigentlich auf „Autopilot“ lief und meine Gedanken, Gefühle und Handlungen aus einem alten Programm aus ferner Zeit in mir resultierten.
Der Schlüssel zur Heilung
Ich war eine Gefangene meiner Emotionen, meiner ständigen Suche nach Lösungen im Außen. Doch ich rannte nur gegen Mauern und Unverständnis, was mich noch ratloser und verzweifelter werden ließ. Ich fühlte mich ungerecht behandelt in meinem Bestreben, meinem Kind und mir gerecht zu werden. Ich wollte mein Kind nicht verlieren und verausgabte mich dabei an Fronten, die gar keine Lösung wollten, sondern wo es im Grunde nur ums „Recht Haben“ ging.
Niemand hatte mir damals gesagt, dass die Lösung vielleicht ganz woanders liegen könnte, nämlich nicht im Außen sondern in mir selbst. Genau dort begann mein Weg der Heilung, langsam und beständig. Ich begann eine echte Verbindung zu mir und anderen aufzubauen, indem ich lernte:
Meine Gefühle wahrzunehmen
Sie gegenüber anderen auch auszudrücken
Ohne zu erwarten, dass der andere sie annimmt oder darauf richtig reagiert.
Meinen Körper wahrzunehmen und seine Signale zu erkennen
Mit der Zeit erkannte ich, wie sehr meine Erziehung, meine Glaubensmuster, meine Überzeugungen, die sich tief in meinem Gehirn eingespurt hatten, mein Leben und meine Beziehungen gestalteten.
Ich wuchs nach und nach in ein neues „Selbst-Bewusst-Sein“ hinein und das Ergebnis waren Beziehungen, die mich wirklich nährten und ein Leben, das meinem tiefsten Inneren entsprach. Ich kam wieder in meine Kraft (Spur), lernte loszulassen, was nicht (mehr) in meiner Macht stand und konnte wieder echte Freude und Motivation spüren.
Das Ganze war natürlich kein Sprint, sondern ich würde es eher als Marathon oder Kraftsport bezeichnen. Ich baute nach und nach meine seelischen (und körperlichen) Muskeln wieder auf.
Wie du leichter loslassen kannst, erfährst du in meinem Blog „Lass doch einfach los“
Was hat das mit dem Wohl des Kindes zu tun?
Sehr viel sogar. Wenn ich an mir und meiner Vergangenheit arbeite und mutig und ohne Scheuklappen meinen Ängsten und Ungeheuern in mir begegnen kann, dann passiert etwas Erstaunliches und Wunderbares:
Es geschieht Heilung und gleichzeitig bin ich dadurch automatisch eine Quelle der Heilung für andere. Ich heile auch die ungesunden Muster in meiner Familie, was sich auf die Nachkommen auswirkt.
Ich kann plötzlich Frieden und Sicherheit in mir spüren, ich lerne mich anzunehmen so wie ich wirklich bin und gewinne dadurch eine andere Ausstrahlung, die neue wunderbare Menschen und Verbindungen anzieht, die zu meinem neuen Ich passen.
Mein Nervensystem kann sich entspannen und aus dem „Kampf-Flucht-Modus“ herauskommen. Dadurch entspannt sich automatisch der Körper, weil er sein altes Gepäck loslassen darf.
Ich erkenne, dass ich mich nicht verausgaben muss, nicht betäuben muss, nichts optimieren muss, sondern aufmerksamer werde und dem Heilungsprozess vertrauen darf. Dadurch ordnet sich vieles von allein, zum Wohle aller.
Wenn wir den Mut haben uns anderen auf eine ehrliche und offene Weise mitzuteilen, das was gerade in uns ist und uns bewegt, dann kann sich unser Herz öffnen und Heilung geschieht.
Das klingt einfach, aber vielen fällt gerade dies sehr schwer, da wir als Kind gelernt haben, bestimmte Gefühle wegzusperren, um die Liebe und Sicherheit der Eltern oder Bezugspersonen nicht zu verlieren. Wir sind so sehr daran gewöhnt, das was in uns ist, was uns im Innersten bewegt vor anderen zu verbergen, so dass echte authentische Verbindungen nicht entstehen können.
Die Lösung für alles was wir suchen, liegt in uns.
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Heilung bedeutet, dass du sein darfst, wie du bist. Heilung bedeutet nicht auf eine Lösung fixiert zu sein oder das etwas weggeht, sondern sie geschieht, indem etwas hinzukommt: Liebe und ein Wachwerden, ein Weichwerden und Geschehen lassen. Dadurch kann sich das gesamte System entspannen.
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