Sicherlich haben Sie schon einmal oder des Öfteren den Satz gehört „Du musst loslassen“. Gerade jetzt zum Jahresanfang ist es das Schlagwort schlechthin:
„Löse Dich vom Alten“, „Lass deine Vergangenheit los“, „Lass los, was dich ärgert oder ängstigt“, „Veränderung heißt loslassen“ usw. Wenn es so einfach wäre, höre ich Sie sagen. Ich habe es schon so oft probiert, aber so richtig funktioniert hat es nicht.
Ich selbst ertappe mich manchmal dabei, wenn ich beginne, im Haus herum zu wandern und mir Dinge auffallen, die seit längerer Zeit nur noch herumstehen oder herumliegen und in mir ein Gefühl von „Das brauche ich eigentlich nicht mehr“ aufkommt. Ich bin da sehr radikal, nehme, entsorge oder verschenke es, sehr zum Leidwesen meines Mannes, der am liebsten alles aufheben würde, schließlich könnte man es irgendwann einmal brauchen.
Aber da ist noch etwas Wesentliches. Dieses Aufräumen im Außen zeigt mir, das da eigentlich in meinem Inneren aufgeräumt werden will. Ich nehme mir die Zeit, um genauer zu erforschen, was denn da in mir „losgelassen“ und „aufgeräumt“ werden möchte. Es ist oft erstaunlich, was sich da zeigt. Manchmal sind es nur kleine Dinge, wie z.B. überholte Ansichten oder Gedanken, die in meinem Leben nun keinen Platz mehr haben, da sie mich in meiner Weiterentwicklung hemmen. Es kann aber auch sein, dass sich etwas Größeres zeigt, was endlich verabschiedet und losgelassen werden will, wie z.B. einen Menschen, einen Ort, oder eine alte festgefahrene Verhaltensweise.
Loslassen ist der Vorläufer zur Veränderung
Wenn wir dringend eine Veränderung wollen, wünschen oder brauchen, dann sollten wir vorher erst einmal gründlich aufräumen. Aufräumen heißt Loslassen vom Alten. Bei der Renovierung eines Hauses müssen Sie z.B. erst einmal den Putz entfernen und die alten Tapeten und Fußböden entsorgen usw. Wenn das alles geschehen ist, dann kann erst das Neue entstehen. Sie richten ihr Haus so ein, wie es Ihnen gefällt und Sie sich wohl fühlen.
Loslassen bedeutet, das Festhalten, Anhaften an bestimmte äußere und innere Dinge aufzugeben, wie z.B.:
Innere Dinge
· Forderungen und Erwartungen an andere
· Stress und Perfektionismus
· Groll, Ärger und Ängste
· Bewertungen
· Gedankenmuster und alte Überzeugungen
· Die Vergangenheit
Äußere Dinge
· Menschen, die uns verlassen haben und wir immer noch festhalten oder die nicht mehr in unser Leben passen
· Situationen, die nicht mehr guttun
· Eine Arbeit oder eine Beschäftigung, die keine Freude mehr bereitet
· Eine Wohnung oder ein Ort, an welchem wir uns nicht mehr wohlfühlen
Ist es nicht ein schönes Gefühl, wenn Sie Altes und Unnützes aus ihrer Wohnung entsorgt haben? Dieses herrliche und leichte Gefühl, das sich ausbreitet und alles wieder luftiger und freier ist und Platz für Neues und Schöneres schafft? Genauso verhält es sich, wenn Sie Ihr Leben einer gründlichen Prüfung unterziehen und Altes und Verbrauchtes entsorgen.
Ein Selbsthilfe-Forum kann dazu beitragen, dass Menschen sich mit Betroffenen in ähnlichen Situationen austauschen können und dadurch ein Gefühl der Verbundenheit entsteht. Dort erfahren Sie Unterstützung durch Gleichgesinnte und können ihre Gedanken und Gefühle teilen, wodurch das Erlebte besser reflektiert werden kann.
Mehr erfahren: Trennungsschmerzen.de Forum
Eine Anleitung zum Loslassen (nach L. Levenson)
Als erstes sollten Sie sich darüber klar werden, an welcher Situation, an welchem Menschen oder welchem Ereignis Sie noch festhalten und was genau es ist, was Sie bisher daran gehindert hat loszulassen.
Welche Aspekte, Eigenschaften sind es die Sie mit dem Menschen, der Situation verknüpfen und Sie daran hindern loszulassen?
Wie fühlen Sie sich dabei? Fühlen Sie in Ihren Bauch oder Ihre Brust hinein und schauen Sie, was Sie dort fühlen. Erlauben Sie dem Gefühl, einfach da zu sein und es zu fühlen.
Was verknüpfen Sie mit dem Gefühl? Ein Verlangen nach etwas? Spüren Sie genau nach, welches Verlangen, bzw. welcher Mangel dahintersteht. Ist es das Bedürfnis nach Liebe/Bestätigung oder nach Sicherheit/Kontrolle oder etwas anderes?#
Können Sie das jetzt so annehmen und loslassen? Es ist einfach eine Entscheidung. Sind Sie sich darüber bewusst, dass Sie nicht Liebe Sicherheit/Kontrolle loslassen, sondern das Bedürfnis, den Mangel danach.
Wie fühlen Sie sich jetzt? Sind Sie erleichtert, spüren Sie einen gewissen Frieden? Wiederholen Sie die Übung so lange, bis Sie das Gefühl haben, alles losgelassen zu haben.
Manchmal kann es passieren, dass ein innerer Widerstand auftaucht. Sagen Sie einfach „Ja“ zum Widerstand, lassen Sie ihn da sein. Mit jedem „Ja“ öffnen Sie sich immer mehr und alles beginnt zu fließen, ohne dass Sie darüber nachdenken oder etwas tun müssen.
Loslassen heißt nicht, dass das was du gehen lässt, danach nicht mehr da ist. Es heißt nur, dass du beschlossen hast, nicht mehr deinen Fokus darauf zu richten.
Stefan Goedecke
Herzliche Grüße und ein gutes Jahr 2022 wünscht
Marion Krause
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